Wo ich so surfe – Beitrag zur Blogparade

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Fabian Maysenhölder hat zu einer Blogparade: Und wo surfst du so aufgerufen und gefragt:

„Nach welchen Kriterien entscheidet ihr, was ihr anklickt oder lest? Bewegt ihr euch hauptsächlich in eurer ‚Comfort-Zone‘ – oder lasst ihr euch (und eure Weltanschauung) auch mal herausfordern? Lest ihr viele Artikel, die eure Ansichten stützen oder auch Beiträge, die eure Sicht auf die Welt, eure Religion oder euren Atheismus, hinterfragen und kritisieren?“

Eine Antwort kann nur eine Momentaufnahme darstellen. Seit 1998 bin ich online und mein „Verhalten“ hat sich ständig verändert.

Aktuell nutze ich drei Zugänge zum Netz: Browser, Facebook und Twitter.

Ich surfe mit Opera und Chrome, mit Firefox bin ich nie warm geworden. Startpage ist meine Suchmaschine. Zunehmend kommen Android-Apps hinzu, die mir Informationen browserunabhängig liefern.
Twitter ist teils Info-Kanal, teils Spaßkanal, teils „kollegiale Unterstützung und Beratung“ im Pfarramt.
Facebook nutze ich, um mit der Familie Kontakt zu halten, und von „Freund_innen“ aus der weiten Welt etwas mitzubekommen. Hier sind es vor allem offene oder geschlossene Gruppen, die mir helfen, meine Netzwerke virtuell/real zu pflegen: Neue Arbeit, neue Kultur (NANK), postpatriarchale Bewegung (Denkumenta-Prozess, ABC des guten Lebens) und verschiedene theologische Gruppen (Facebook-EKiR, Zentrum für Predigtkultur u.a.).

Bei den Inhalten unterscheide ich zwischen Information und Kommunikation.

Informationen hole ich mir „nebenbei“, so selbstverständlich aus dem Netz wie früher über die Stadtbücherei, Tageszeitungen, Videotext, Radio oder Zeitschriften. Das Angebot ist reichhaltiger und vielfältiger, ich steuere regelmäßig die Tagesschau, die ZEIT, die Süddeutsche Zeitung, Spiegel Online an. Dazu kommen Wettervorhersagen (für mich als Radfahrer eine wunderbare „Neuerung“, das Regenradar) und Sport. Und eben alles, wonach ich suche und recherchiere, vom Kinoprogramm über Sehenswürdigkeiten bei der Städtereise bis hin zu Informationen über Themen, die ich im Pfarramt brauche. Da geht es kreuz- und quer durchs Netz.

Kommunikation geschieht zielgerichteter. Da ich auch selber im Netz aktiv bin und schreibe, teile ich die Beobachtung von Martin Horstmann, dass sich hier – momentan! – eine Bewegung in Richtung Blogs vollzieht. Die klassische Website hat einen Nachteil – sie ermöglicht nicht die einfache Kommentarfunktion.

Als jemand, der immer schon viel gelesen hat – und auch weiterhin Bücher liest 😉 -, finde ich den aktuellen Trend schwierig, dass Fotos und Videos wesentlich mehr Aufmerksamkeit erhalten als das „reine“ Wort. Zeigt sich hier meine reformatorische Prägung und ein kleiner Teil „streng“ reformierten Denkens: sola srciptura, sola verbum, allein die Schrift, allein das Wort …? Texte sagen mehr als Bilder, deswegen bevorzuge ich textorientierte Kommunikationsformen, wenn es um inhaltliche Auseinandersetzungen geht.

Nach dieser aktuellen Bestandsaufnahme komme ich zurück zur Frage der Blogparade.

Nein, ich lese nicht gezielt Texte im Netz, die ein anderes Weltbild vertreten. Mein Horizont hat sich mit der Ausbreitung des Netzes zwar erheblich erweitert und ich habe viele Menschen und ihre Meinungen kennengelernt. Es ist aber eher „zufällig“, wo und an wem ich hängen bleibe. Ja, vielfach sind es Menschen aus dem Umfeld der Themen, die mich interessieren und/oder beschäftigen. Mein Weltbild hat sich dadurch sicher verändert, aber ich habe nicht konsequent nach anderen Positionen gesucht, um meine Gedanken infrage zu stellen. Es ist eher ein längerer Prozess. Ausgelöst durch meine Neugier, mein Neubegehren finde ich eine Frau, einen Mann interessant, es ergibt sich ein Kontakt. Ich lese dann seine/ihre Texte oder schaue ihre/seine Bilder an und wir spinnen mit der Zeit Fäden. Dabei spielt es keine Rolle, welches „Weltbild“ dieser Mensch vertritt, Hauptsache, es entwickelt sich eine Beziehung, ein Netz, ein Geflecht (zu dem auch der simple „Like“-Button gehört).

Ein Gradmesser für eine „Beziehung“  ist hier für mich der irgendwann auftauchende Wunsch, diese Frau, diesen Mann auch mal „persönlich“ kennenzulernen. In manchen Fällen hat sich das ergeben, so mit Rudi vom Weltfussballmanager, mit Antje und Ina aus der postpatriarchalen (Denkumenta-) Bewegung, mit Mechthild aus der Pfalz, einigen Mitwirkenden im Facebook-Round-Table (Knut und Wilfried z.B.). Bei anderen steht das noch aus, insbesondere aus dem Bereich der Pfarrer_innen, mit denen ich über die sozialen Netzwerke verbunden bin. Da gibt es schon noch die eine oder den anderen, mit denen ich gerne mal ein Bierchen trinken gehen möchte.

Fazit: Surfen läuft beiläufig, wo und wie es sich ergibt. Kommunikation geschieht beziehungsgesteuert und steht bei der Präsenz im Netz – derzeit – im Vordergrund. Das Netz ist für mich also eher eine Vergewisserung, Reflexion und Vertiefung meiner eigenen Positionen, die sich dadurch aber auch verändern. 

P.S.: Eine Gruppe von Menschen, mit denen ich übers Netz Kontakt halte, muss ich noch erwähnen: Diejenigen, die ich schon kannte, bevor wir übers Netz zu kommunizieren begannen. Neben meiner Familie sind das ehemalige und gegenwärtige Weggefährt_innen, Gemeindemitglieder und andere. Hier findet die Kommunikation aber auch eher „nebenbei“ statt, sie ist eine Ergänzung zum vorrangigen Kontakt in der Kohlenstoffwelt.

Ein Gedanke zu “Wo ich so surfe – Beitrag zur Blogparade

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